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Daphnis & Chloé - Maurice Ravel

Das beginnende 20. Jahrhundert ist eine goldene Ära für das moderne Ballett in Paris. Maurice Ravel schreibt ein epochales Werk, doch die Umstände der Entstehung sind haarsträubend.

Als ich Mitte zwanzig war, habe ich zwischen Tür und Angel im Radio ein paar Takte Daphnis & Chloé gehört und war sofort Feuer und Flamme. Die Weltverliebtheit französischer Impressionisten trifft auf die Opulenz eines einzigartig genialen Orchestrators.


Die Entstehungsgeschichte des einstündigen epochalen Balletts ist geprägt von irrwitzigen Sprachbarrieren, miserablen Infrastrukturen und kleingeistigen Machtkämpfen. Eine gute Geschichte also, die hier erzählt wird.


Durch einen wunderbaren Zufall fiel eine Aufführung des vollständigen Werks durch die Dortmunder Philharmoniker genau in die Zeit meiner erneuten Beschäftigung mit dem Stück für diese Sendung. Einer plötzlichen Regung folgend fragte ich meinen 14jährigen Sohn, ob er sich das Konzert anschauen wolle, was er zu meiner großen Überraschung bejahte. Bis dato hatte er keinerlei Interesse an klassischer Musik gezeigt. Ab und zu beugte ich mich während des Konzerts zu ihm und versuchte ihm zu erklären, welcher Teil der Handlung hier gerade musikalisch begleitet wird.

Acht Kontrabässe, eine Windmaschine, zwei Harfen, 11 Percussionist*innen, ein vierzigköpfiger Chor – zwischendurch wird das Licht gelöscht und der Chor singt in die Dunkelheit hinein, bevor Ravel einen der schönsten musikalischen Sonnenaufgänge überhaupt heraufbeschwört. Das Ende ist ein ekstatisches Feuerwerk. Viel mehr Orchester geht nun wirklich nicht.


Als ich ihn nach der Rückkehr frage, ob er noch einmal in ein Konzert mitgehen will, sagt er „Ja“. Für diejenigen, die gerade nichts mit pubertierenden Jungs zu tun haben: so klingt Begeisterung.

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